Verantwortung von Anfang an

Schon sehr früh in meinem Leben habe ich Verantwortung für andere Menschen übernommen. Nicht, weil ich musste – sondern weil es sich richtig angefühlt hat. Zusammenarbeit, Verlässlichkeit und das gemeinsame Tragen von Erfolg wie auch von Niederlagen waren von Beginn an prägende Elemente.

Der Einstieg begann im Teamsport. Beim Handball habe ich gelernt, was es heißt, Teil eines Ganzen zu sein: gemeinsam Ziele zu verfolgen, Siege zu feiern, Niederlagen einzuordnen und daraus zu lernen. Leistung war nie eine Einzeldisziplin, sondern immer das Ergebnis von Vertrauen, Abstimmung und gegenseitiger Unterstützung.

Parallel dazu engagierte ich mich in der Jugendfeuerwehr. Dort bekam Verantwortung eine andere Tiefe. Es ging nicht nur um Leistung, sondern um Verlässlichkeit, Disziplin und darum, füreinander einzustehen. Aus der aktiven Mitarbeit entwickelte sich Schritt für Schritt eine Führungsrolle – zunächst als Jugendwart, später im aktiven Dienst der Freiwilligen Feuerwehr bis hin zur Funktion des Gruppenführers.

Diese Zeit hat mich nachhaltig geprägt. Entscheidungen treffen, auch unter Druck. Menschen mitnehmen, nicht antreiben. Klar sein, ohne laut zu werden. Und Verantwortung nicht als Position zu verstehen, sondern als Haltung.

Veränderung, Verantwortung und innere Ausrichtung

Mit dem Einstieg ins Berufsleben veränderte sich vieles. Das Handballspielen, über Jahre ein fester Bestandteil meines Alltags, wurde aus beruflichen Gründen irgendwann nicht mehr möglich. Internationale Einsätze, häufige Reisen und lange Abwesenheiten machten ein verlässliches Teamtraining unmöglich.

Der berufliche Weg führte mich früh in ein internationales Umfeld. Technische Aufgaben, industrielle Kontexte und anspruchsvolle Projekte bestimmten meinen Alltag. Oft bedeutete das, sich schnell zu orientieren, Entscheidungen zu treffen und Verantwortung zu übernehmen – auch ohne vollständige Informationen und fernab gewohnter Strukturen.

In dieser Phase war ich oft zunächst auf mich allein gestellt. Neue Länder, neue Kulturen, neue Aufgaben – und immer wieder neue Menschen. Rückblickend waren es genau diese Begegnungen, die meinen Blick geweitet haben. Unterschiedliche Denkweisen, Arbeitsstile und Haltungen haben mich geprägt und mir gezeigt, wie viel Energie in Vielfalt steckt, wenn man bereit ist, zuzuhören und zu lernen.

Die Arbeit bewegte sich dabei stets an der Schnittstelle zwischen Technik, Menschen und Organisationen. Nicht als abstraktes Konzept, sondern ganz konkret: in Produktionshallen, bei Kunden, in Projekten, die funktionieren mussten. Ergebnisorientierung war wichtig – genauso wichtig war jedoch das Verständnis für die Menschen, die diese Ergebnisse möglich machten.

In vielen Situationen war fachliche Kompetenz selbstverständlich. Den Unterschied machte meist etwas anderes: Klarheit, Vertrauen und die Fähigkeit, Komplexität für andere handhabbar zu machen. Verantwortung entstand nicht über Position, sondern über Verlässlichkeit und Präsenz – auch dann, wenn man selbst nur auf Zeit Teil eines Teams war.

Leistung, Grenzen und innere Balance

In einer Gesellschaft, die stark vom Leistungsdruck geprägt ist, wollte auch ich meine eigenen Grenzen kennenlernen. Nicht aus einem inneren Mangel heraus, sondern aus Neugier und dem Wunsch nach Klarheit. Das Laufen wurde intensiver, strukturierter – getragen von Training, klarem Fokus und vor allem von Freude an der Bewegung.

In dieser Phase absolvierte ich eine 100-Kilometer-Wanderung in unter 24 Stunden sowie drei Ultratrailläufe. Die Distanzen standen dabei nie im Vordergrund. Entscheidend war der Prozess: sich selbst führen, mit Energie haushalten, Phasen von Stärke und Zweifel annehmen und den eigenen Rhythmus respektieren.

Mit der Zeit verlagerte sich etwas Wesentliches. Aus dem Streben nach Leistung wuchs ein tieferes Interesse an der Natur, an der Freiheit des Wanderns und an der Faszination der Berge. Weite, Reduktion und Stille wurden zu einem bewussten Gegenpol zum beruflichen Alltag – nicht als Flucht, sondern als Ausgleich.

Die Berge sind für mich kein Ort der Selbstoptimierung. Sie sind ein Ruhepunkt. Ein Raum, in dem Klarheit entsteht, Tempo relativ wird und das Wesentliche wieder sichtbar wird. Dort zeigt sich sehr deutlich, was Energie gibt – und was sie nimmt.

Diese Erfahrungen haben meinen Blick nachhaltig verändert. Dabei geht es mir nicht in erster Linie um die Führung anderer Menschen, sondern um eine innere Haltung – mir selbst gegenüber und meinem Umfeld. Wie bewusst ich mit Energie umgehe. Wie klar ich Grenzen setze. Und wie stimmig mein Handeln im Zusammenspiel mit anderen ist.

Nachhaltige Wirksamkeit entsteht nicht durch permanenten Druck, sondern durch eine saubere innere Ausrichtung.

Genau hier liegt für mich der Kern:
Bevor Bewegung entsteht, braucht es Klarheit.
Bevor Leistung wirkt, braucht es Balance.
Und bevor Verantwortung getragen werden kann, braucht es ein stabiles Fundament.

Teilen statt überzeugen

All diese Erfahrungen – Verantwortung im Team, berufliche Dynamik, bewusste Bewegung, Natur und innere Ausrichtung – haben eines gemeinsam: Sie haben mich verändert. Nicht sprunghaft, sondern schrittweise. Und sie haben in mir den Wunsch entstehen lassen, diesen Weg nicht für mich zu behalten.

Daraus ist die Idee entstanden, eine Plattform zu schaffen. Einen Raum, in dem Erfahrungen, Erkenntnisse und Wissen geteilt werden können – nicht als Anleitung, sondern als Angebot. Als Einladung zur Reflexion, zur Klärung des eigenen Ausgangspunkts und zum bewussteren Umgang mit Energie, Verantwortung und Richtung.

Nicht jeder Weg ist gleich.
Aber Klarheit am Anfang macht jeden Weg tragfähiger.

Diese Plattform ist mein Beitrag dazu.

Wo es beginnt